Corona und der Sharing-Markt – Wird in der Krise noch geteilt?

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Ein Beitrag von Mareike Bösl

 

Mareike Bösl ist studentische Hilfskraft in der Forschungsgruppe Digitale Mobilität
und sieht Shared-Mobility als zentralen Baustein für den Weg in die klimaneutrale,
autofreie Großstadt. Selber ist sie am liebsten auf ihrem Fahrrad unterwegs und erlebt deshalb jeden Tag:
Es gibt zu viel Infrastruktur allein für private Pkw und zu wenig Raum für die vielfältigen Alternativen.
Für uns hat sie die interessantesten Entwicklungen auf dem Shared-Mobility Markt zusammengetragen und
wertet den Einfluss der Corona-Krise auf das Mobilitätsangebot aus.

 

Corona und der Sharing-Markt – Wird in der Krise noch geteilt?

Corona hat deutliche Einschnitte in allen Bereichen der Gesellschaft hinterlassen. Besonders in Großstädten hat sich zwischenzeitlich einiges verändert: Lockdown, Homeoffice, ein erheblicher Einbruch der ÖPNV-Nutzung – auch auf dem Shared-Mobility Markt hat die Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Die Befürchtungen waren groß, dass gerade die geteilte Mobilität besonders hart getroffen wird. Dabei sind die verschiedenen Teile des Marktes unterschiedlich stark betroffen. Besonders in den Bereichen Carsharing, E-Scooter-Sharing, und Ridepooling lassen sich relevante Entwicklungen in der Angebotslandschaft beobachten. Die beiden Grafiken, die im Rahmen des Mobilitätsmonitors vom Wissenschaftszentrum Berlin und dem Thinktanks M-Five erstellt wurden, stellen den Angebotsstatus aller Sharing Anbieter in den zehn deutschen Großstädten Berlin, München, Hamburg, Frankfurt am Main, Köln, Stuttgart, Essen, Leipzig, Hannover und Düsseldorf dar.

Geht Ridepooling vor die Hunde?

Als am stärksten zeigen sich die Ridepooling-Dienstleister von den andauernden Auswirkungen der Pandemie betroffen. Der Anbieter Moia pausierte ab Dezember 2020 in den Städten Hamburg und Hannover und stellte den Betrieb zwischenzeitlich vollständig ein. Erst seit dem ersten Juli bedient der zu Volkswagen gehörende Ridesharing-Anbieter in Hamburg sowie Hannover wieder das gesamte Stadtgebiet.

© WZB gGmbH / M-Five GmbH

Auch die geplante Umsetzung des IsarTiger in München, die sich an eine erfolgreiche Testphase anschließen sollte, wurde verschoben. Wann der Shuttleservice wieder startet, ist nach Angaben der Münchner Verkehrsgesellschaft noch unklar.

CleverShuttle hatte sich in Folge der Corona-Krise bereits im vergangenen Winter aus Berlin und München zurückgezogen und verkehrt nur noch in Leipzig und Düsseldorf. Das Unternehmen verlagert seinen Fokus zunehmend weg vom Buisness-to-Consumer und hin zum Buisness-to-Government-Modell. Die Zusammenarbeit erfolgt also künftig mit kommunalen Partnern und nicht mehr direkt mit den Fahrgästen. So bietet das Unternehmen in Leipzig, Darmstadt, Essen und Offenbach in Kooperation mit den lokalen Verkehrsgesellschaften On-Demand-Fahrservices an, die den ÖPNV ergänzen.

Auch die Zukunft des Berliner Anbieter Berlkönig bleibt weiterhin ungeklärt. Die zeitliche Beschränkung für den Einsatz der Ridepooling-Fahrzeuge wird mit der Novellierung des Berliner Personenbeförderungsgesetzes aufgehoben. Ob die Laufzeit des Projekts nach Ende dieses Sommers verlängert wird, hat die BVG allerdings noch nicht bekannt gegeben. Es bleibt also spannend.

Insgesamt scheint sich der Markt für Ridepooling-Angebote langsam von den Folgen der Pandemie zu erholen.

Ein ständiges Auf und Ab der E-Scooter-Familie

Im Bereich des E-Scooter-Sharing sind ebenfalls Veränderungen zu bemerken. Einige Anbieter haben sich aus bestimmten Städten zurückgezogen, so zum Beispiel Bird aus Hannover und Dott aus Hamburg. Jump, sowie E-Floater haben ihre Roller aus allen betrachteten Großstädten abgezogen. Außerdem wurde die von FreeNow betriebene Marke Hive nach wenigen Monaten bereits wieder eingestellt.

Verkleinern wird sich der E-Scooter Markt dennoch nicht: Im Mai dieses Jahres hat der neue Anbieter Bolt in sieben der betrachteten Städte seine Roller stationiert. In Berlin ist außerdem der US-Amerikanische Anbieter Wheels mit einer neuen Form des Transports, einer Kreuzung aus E-Tretroller und Fahrrad (allerdings ohne Pedale), gestartet.

© WZB gGmbH / M-Five GmbH

Die Nutzer:innen bleiben dem Carsharing treu

Die Veränderungen im Bereich des Autoteilens sind im Vergleich deutlich geringer. Mit einer Ausnahme sind hier alle Carsharing-Unternehmen weiterhin aktiv. Drivers Next, das Free-Floating Carsharing-Angebot eines in Hannover ansässigen Start-ups, wurde aufgrund der Auswirkungen der Pandemie eingestellt. Andere Anbieter wie Flinkster oder Hertz 24/7 haben dagegen ihr Angebot auf alle betrachteten Städte ausgeweitet. Die Angebotsvielfalt ist somit in vielen Städten auch während der Pandemie gewachsen. Mit Robben & Wientjes Van Sharing ist in Berlin zudem ein neuer Anbieter auf dem Markt erschienen, der als erster ausschließlich Transporter anbietet, die rund um die Uhr per App buchbar sind.

Die Krisen-Resilienz dieses Sektors des Sharing-Marktes verdeutlicht auch die im August 2020 durchgeführte Befragung von rund 1.600 WeShare Nutzer:innen, bei der ein Drittel der Befragten angibt, Carsharing in der Corona-Pandemie häufiger zu nutzen, während 42 Prozent der Nutzer:innen ein unverändertes Nutzungsverhalten beschreiben.

Nicht so schlimm wie befürchtet

Es gibt Bewegung bei den Angeboten der geteilten Mobilität. Den vielfach befürchteten Kahlschlag hat es nicht gegeben. Insgesamt sind unterschiedliche Auswirkungen der Pandemie auf verschiedene Teile des Sharing-Marktes zu beobachten. Die Vielfalt des Angebotes ist trotz des Lockdowns und den starken Veränderungen im Mobilitätsverhalten erhalten geblieben. Wie es weitergeht, hängt mehr denn je von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab.

 

Weitere Inhalte zur Shared-Mobility sind im Mobilitätsmonitor nachzulesen, der im Fachmagazin Internationales Verkehrswesen veröffentlicht wurde.

 

Weitere Exemplare des Mobilitätsmonitors:

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